Unterwegs mit unserer Gastbloggerin Naline

Ein Wochenende in Eindhoven: auf Kulturerbe-Entdeckungsreise in der Stadt, die immer wieder überrascht

Dutch Design Capital und zugleich eine der schlauesten Regionen der Welt. Ganz egal, wie neu oder vertraut Eindhoven für Sie ist: Diese innovative Stadt verliert ihren Reiz einfach nie. Wenn man sich auf eine zweitägige Kulturerbe-Entdeckungsreise begibt, kann man sich auf eine angenehme Begegnung mit lokalen Ikonen wie Philips und Piet Hein Eek freuen. Man kommt dabei aber auch an Orte, die sogar für Einheimische eine Überraschung darstellen, zum Beispiel Woensel und dem schlängelnden Dommelpfad.

In den Spuren von Philips

Es ist kein Zufall, dass man Eindhoven mit Licht verbindet. Im Jahr 1891 begann Gerard Philips hier mit der Produktion von Glühlampen; ein Unternehmen, das sich von einem bescheidenen Familienbetrieb zu dem multinationalen Konzern und Elektrogiganten entwickelt hat, wie wir ihn heute kennen. Jahrzehntelang gestaltete Philips mit Erfolg die Entwicklung Eindhovens vom armen Bauerngebiet zur blühenden Arbeiterstadt und Brutstätte der Technologie und Innovation. Diese ganz besondere Reise durch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft kann man im interaktiven Philips Museum genau an dem Ort erleben, an dem die allererste Glühlampe das Licht der Welt erblickte. Hier bekommt man auch bereits einen Vorgeschmack auf die Spur des industriellen Kulturerbes, die Philips hinterließ; man sollte es sich nicht entgehen lassen, dieser Spur zu folgen. Zum Beispiel am Philips-„Lichtturm“ entlang, in dem man heutzutage im kunstsinnigen Inntel Hotels Art Eindhoven übernachten kann.

Dutch Design von Piet Hein Eek

Das industrielle Kulturerbe fungiert außerdem als Bindeglied zwischen den ikonischsten Stellen in Eindhoven, zu denen neben Philips-Geländen auch Militärkasernen und Milchfabriken zählen, in denen gegenwärtig alles Mögliche vor sich geht. Das ehemalige Philips-Fabriksgelände Strijp-S hat sich inzwischen zu einem bekannten Hotspot in der Stadt entwickelt, Strijp-R dagegen kann immer mal wieder für Überraschungen sorgen. Dort, wo früher Radio- und Fernsehteile vom Band rollten, kann man heute einen Blick ins Atelier eines der erfolgreichsten niederländischen Designer aller Zeiten werfen: Piet Hein Eek. Im Laden kommen Sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und nachdem Sie sich in Galerien umgesehen haben, schließen Sie Ihren Besuch im Piet-Hein-Eek-Restaurant mit einer Speisekarte voller regionaler Zutaten oder gleich nebenan mit den gerühmten Pommes mit Snack von „Friet Piet“ ab.

Design-Experience bei Kazerne

Design geht in Eindhoven noch einen Schritt weiter, bei Kazerne, wo man in Ausstellungsräumen essen, trinken, arbeiten und übernachten kann. Am Rande der Innenstadt, in der ehemaligen Militärkaserne „Klein Paradijs“ (Kleines Paradies), erlebt man Design auf einzigartige Art und Weise. Zu Tisch beispielsweise, im Fine-Dining-Restaurant Benz at Kazerne, wo der Chefkoch Thomas Voets Sie gern verwöhnt. Oder bei Bar/Restaurant Kazerne, wo italienische Spitzengerichte inmitten von Spitzendesign serviert werden. Und natürlich im Boutique-Hotel, wo man inmitten von Designobjekten übernachtet, die sogar zum Kauf angeboten werden. Alle Ausstellungsräumen bieten jungen Talenten sowie bekannten Namen einen wundervollen Rahmen für ihre Arbeiten. Die Gründerin Annemoon Geurts, die selbst ein Studium an der Design Academy Eindhoven absolviert hat, ist mit ihrem Team für diese wahre Design-Experience verantwortlich, die einst als Pop-up-Konzept während der Dutch Design Week entstand und sich zu dem kompletten Erlebnis entwickelt hat, wie man es heute in der Paradijslaan erleben kann.

Von der Milchfabrik zur Destillerie auf dem Campina-Gelände

Das Tollste an industriellem Kulturerbe ist, dass es die Geschichten aus der Vergangenheit zum Leben erweckt und man sie am eigenen Leib erleben kann. Ein weiteres gutes Beispiel dafür befindet sich am Kanaaldijk. Das ehemalige Firmengelände des milchverarbeitenden Unternehmens Campina wird hier zu einem lebendigen Stadtviertel voller kreativer Unternehmer transformiert. Einer davon ist Mark, der sich im Urlaub mit seiner Frau Hals über Kopf in die Brennerei verliebt hat. Die beiden eröffneten zunächst eine Destillerie neben der Stadtbrauerei in Eindhoven, heute befindet ihr Betrieb sich in einem monumentalen Gebäude in der ehemaligen Milchannahme auf dem Campina-Gelände. An der Stelle, wo einst Pferd und Wagen die Milch ablieferten, steht heute eine glänzende Brennblase aus Kupfer, bei der Mark den Besuchern voller Leidenschaft über das Destillationsverfahren erzählt. Heute wird Ginneken Gin darin produziert, unter anderem mit Brombeeren und Tannenspitzen aus der Umgebung von Breda. An anderen Tagen treffen Sie dort vielleicht den eigenen Orion Gin, Lucky-Bastard-Bierbrand oder Rum an. Schauen Sie auf jeden Fall auch im Laden vorbei, bevor Sie sich wieder auf den Weg machen!

Erleben Sie die Welt der Lichtkunst

Wenn der Abend anbricht, gibt es in Eindhoven noch genug zu sehen - vielleicht sogar noch mehr! Das können Sie natürlich während des jährlichen Lichtfestivals GLOW erleben, es gibt aber auch genug permanente Lichtkunstwerke zu bewundern. Nur einen Steinwurf vom Campina-Gelände entfernt befindet sich Loom Light, im Einkaufszentrum Heuvel erwartet Sie Dome of Light, schon aus der Ferne sehen Sie den markant beleuchteten Schornstein von Strijp-T und im Hauptbahnhof können Sie das 90 Meter lange Lichtkunstwerk Space von Daan Roosegaarde (auch vom leuchtenden Radweg auf der Van-Gogh-Route bekannt) bestaunen. Eine vollständige Übersicht aller permanenten Lichtkunstwerke finden Sie hier. Wenn Sie Lichtkunst mit der ganzen Familie auf eine wirklich außergewöhnliche besondere Art und Weise erleben möchten, sind Sie bei Motion Experience im Einkaufszentrum Piazza genau richtig. In diversen Räumen taucht man voll und ganz in die Welt von Licht und Ton ein. Hier können Sie zwischen lebensgroßen Projektionen schaukeln, an einem Tisch Platz nehmen und sich eine thematische Lichtshow ansehen und inmitten optischer Täuschungen Selfies machen.

Bei DOMUSDELA wie ein moderner Mönch übernachten

In Eindhoven gibt es unzählige besondere Kulturerbestätten, in denen man auch übernachten kann. Neben Kazerne und dem Philips-„Lichtturm“ bietet beispielsweise auch DOMUSDELA Übernachtungsmöglichkeiten. Diese verborgene Perle befindet sich an einer Spitzen-Location in einem historischen Komplex des Augustinerordens. Hier übernachtet man im modernen Boutique-Hotel Mariënhage in Zimmern wie „Heavenly White“ und „Modern Monk“. In der benachbarten Brasserie Rita (nach der Schutzpatronin der hoffnungslosen Fälle und aussichtslosen Anliegen) können Sie im Wintergarten oder im schönen Innenhof ein Mittag- oder Abendessen oder einen Drink genießen, genau wie es zur Umgebung passt: klassisch mit einem modernen Touch. Beispielsweise Carpaccio vom baskischen Rind, Kalbsmedaillon oder Kürbissteak sowie wundervoll angerichtete Desserts und Häppchenplatten zum Umtrunk.

Ein Tag auf dem Dommelpfad

Wussten Sie, dass die Dommel quer durch Eindhoven fließt? Dieser plätschernde kleine Fluss verbindet Dörfer und Städte in Brabant auf einer Länge von gut 120 Kilometern. Ein Eindhoven schlängelt er sich durch Parks, unter Brücken und an verschiedenen Sehenswürdigkeiten entlang. Es lohnt sich wirklich, einen halben Tag hierfür einzuplanen! Mithilfe einer Routenkarte können Sie entlang der Dommel wandern und Rad fahren. Wenn Sie im Hotel Mariënhage übernachten, können Sie sogar direkt hinter dem Kloster mit der Route beginnen. Dann kommen Sie zum Beispiel am Van Abbemuseum vorbei: schon von außen ein Blickfang, aber auf jeden Fall auch einen Besuch wert. Ein Stückchen weiter fällt Ihr Blick automatisch auf ein imposantes Haus am Wasser. Das ist Huize de Laak, in dem einst unter anderem Anton Philips wohnte. Wenn Sie dem Flüsschen folgen, kommen Sie in der Nähe des Hauptbahnhofs in den Silly-Walks-Fahrradtunnel unter der kleinen Dommelbrücke, in dem die albernen Gangarten von Monthy Python abgebildet sind. In Eindhoven wimmelt es sowieso überall von solchen fantastischen Wandbildern. Tipp: Folgen Sie einer der Street-Art-Routen in der Stadt, um die schönsten Werke zu sehen und zugleich an Stellen zu kommen, an denen Sie ansonsten vorbeigehen würden.

Foto: Nick Bookelaar

Einkaufen bei Woensel West Side Stores

Diese Art von Street Art finden Sie nicht nur im Zentrum, sondern bis weit in die Außenbezirke Eindhovens. Und so gelangen Sie manchmal an überraschend tolle Fleckchen. Wie auch in Woensel; einem Stadtviertel, das durchaus etwas mehr Farbe und Geselligkeit gebrauchen konnte. Das wurde mittlerweile im Rahmen des Projekts Woensel West Side Stores realisiert. In und nahe der Edisonstraat finden Sie heute Dutzende kleine Unternehmer, die mit viel Leidenschaft und fachmännischem Können ihre Türen für Sie öffnen. Läden voller Vintage-Schätze, exotische kleine Restaurants und Boutiquen mit einzigartigen Produkten führen Sie quer durch dieses Viertel. Sehen Sie sich beim Einkaufsbummel gut um, denn dieser Stadtteil steckt voller verborgener Geschichten. Wenn Sie zum Beispiel unter dem märchenhaften Volta-Galbani-Tor hindurchgehen, gelangen Sie in die wohl farbenfrohste Straße Eindhovens. Die ersten Bewohner dieser Häuser durften die Farbe ihrer Häuser selbst bestimmen, sofern diese anders war als die der Nachbarn. Das ist Woensel West Side kurz zusammengefasst: innovativ und überraschend. Und genau damit sorgt Eindhoven dafür, dass man als Besucher immer wieder zurückkehrt, denn in dieser Stadt kann man wirklich immer etwas Neues erleben.

Naline hat noch viel mehr inspirierende Orte in Nordbrabant besucht.